Kurt Dornig: »Wozu Buchgestaltung?!«
Leider habe ich vor lauter Zuhören vergessen, ein Foto zu machen… Aber mit den Ohren sieht man manchmal eh besser. Es war eine große Freude, am vergangenen Donnerstag mal wieder meinem MA-Betreuer und großartigen Buchgestalter Kurt Dornig zuzuhören. Im Rahmen der Ausstellung »Die schönsten Bücher Österreichs 2015« im designforum Vorarlberg sprach er über seine Sicht der Buchgestaltung. Dass er – als bereits mehrfach ausgezeichneter Buchgestalter und Juror einschlägiger Wettbewerbe – weiß, wovon er spricht, machte das Ganze umso überzeugender. Die Buchgestaltung als Dienst am Autoren und Rezipienten, als Brücke zwischen diesen beiden Welten, die sich selbst aber nie in den Vordergrund drängt, sonderen stets im Dienst des Inhalts steht und aus diesem heraus entsteht – dies waren aus meiner Sicht einige der Schlüsselaussagen. Buchgestaltung hat keine geringere Aufgabe als das Buch als Kulturgut zu erhalten und diesem dadurch weiter eine Daseinsberechtigung zu geben – das war die ganz persönliche Antwort Kurt Dornigs auf die eingangs gestellte Frage »Wozu Buchgestaltung?!«.
Eindrücklich auch der Blick hinter die Kulissen: Im zweiten Teil seines Vortrags erzählte er von seinen Erfahrungen als Mitglied der Jury bei den Wettbewerben »Schönste Bücher Deutschlands« und »Schönste Bücher aus aller Welt«. Beeindruckend, mit welchen Prozessen verschiedenste Expertinnen und Expertinnen gestalterische und herstellerische Qualität von Büchern bewerten – nicht immer einfach, manchmal durchaus schmerzhaft und kontrovers. Aber immer mit Herzblut und letztlich einem Konsens (oder zumindest einem Mehrheitsentscheid).
Inspirierend natürlich auch die ausliegenden Bücher, die zu den schönsten Österreichs im vergangenen Jahr gehören. Manche Nominierungen davon aus meiner Sicht diskussionswürdig – nicht immer wurde das Versprechen, das der Umschlag gab, eingelöst, nicht immer wurde die Gestaltung dem Inhalt gerecht. Trotzdem waren alle Bücher spannend. Manche still und zurückhaltend, andere laut und selbstbewusst, wieder andere sperrig oder skurril. Doch alle hatten eines gemeinsam: Sie waren nicht mal eben nebenbei umgesetzt. Sondern mit viel Gestaltungswillen und -denken und meist, so mein Eindruck, mit einer Menge Herzblut.
Nachtrag: Ein paar fotografische Impressionen gibt es auch, und zwar hier.